Wie schon nach den ersten drei Quartalen des Jahres 2017 zu vermuten war, konnte der Zierpflanzenmarkt sein hohes Niveau aus dem Vorjahr nicht halten. Nach Schätzungen der Agrarmarkt Informations-Gesellschaft mbH (AMI) sank das Marktvolumen auf gut 8,6 Mrd. EUR (zu Einzelhandelspreisen). Dieses Minus von rund einem Prozent zum Vorjahr führt zu einem Marktniveau wie 2012 oder 2014, was sich auch in den durchschnittlichen Pro-Kopf-Ausgaben widerspiegelt. Knapp 105 EUR gab jeder Verbraucher in Deutschland 2017 durchschnittlich für Blumen und Zierpflanzen aus.
Sortiment scheint zu schrumpfen – Top Kulturen legen weiter zu
Auf Schnittblumen entfielen von den gesamten Pro-Kopf-Ausgaben rund 36 EUR, was die eher kurzlebigen Produkte nach wie vor zum wichtigsten Marktsegment macht. Mit einem Rückgang der Ausgaben um rund 1 % konnte das Marktvolumen von 3 Mrd. EUR (zu Einzelhandelspreisen) nicht ganz erreicht werden. Allerdings präsentiert sich die Entwicklung auf Jahresbasis deutlich besser als nach den ersten neun Monaten vermutet. Das vierte Quartal verlief außergewöhnlich gut und konnte den Markt so teilweise stabilisieren. Die Top-Positionen werden weiterhin von den drei Großen des Sortiments gehalten, die ihren Anteil an den Top 10 alle ausweiten konnten. Rosen, die seit Jahren unangefochten auf Platz 1 stehen, konnten ihren Anteil um weitere drei Prozentpunkte steigern.
Auf diese auch als Königin der Schnittblumen bekannte Art entfallen mittlerweile gut 47 % der Ausgaben. Auch Tulpen auf Platz 2 konnten um weitere zwei Prozentpunkte auf knapp 14 % zulegen. Bei beiden Kulturen steht dem Handel und dem Kunden eine sehr breite Palette an Sorten für fast jeden Geschmack zur Verfügung. Zusätzlich profitieren die beiden Top-Kulturen vom Fokus des Systemhandels (Baumärkte, Lebensmitteleinzelhandel [LEH], Discounter und Sonstige), der dem Fachhandel (Blumenfachgeschäften, Gärtnereien, Gartencentern und Wochenmärkten) in diesem Bereich erneut Ausgaben abnehmen konnte. Es ist davon auszugehen, dass diese Kulturen weiterhin von den mehrfarbigen Monosträußen, auf die sich einige Discounter und Lebensmitteleinzelhändler fokussieren, profitieren konnten. Die Chrysanthemen auf Platz 3 konnten zwar ebenfalls zulegen, erreichten die Zuwachsraten der beiden Spitzenreiter aber bei weitem nicht. Die Kulturen auf den Plätzen 4 bis 7: Sonnenblume, Gerbera, Lilie und Amaryllis konnten ihre Anteile an den Top 10 ebenfalls leicht steigern. Pfingstrosen profitierten von den gesunkenen Ausgaben für Orchideen und sicherten sich mit rund 2 % den achten Platz. Die auf Platz neun verdrängten Orchideen liegen knapp vor Freesien, die durch ihr gutes Ergebnis Nelken aus den Top 10 verdrängten. Das Kopf an Kopf Rennen um den letzten Platz scheint sich zwischen diesen beiden Kulturen fortzusetzen.
Zimmerpflanzen weiter als Sorgenkinder
Nachdem sich das Segment der Zimmerpflanzen 2016 endlich zu stabilisieren schien, gab es 2017 einen weiteren Rückgang. Mit einem Minus von insgesamt rund 3 % werden die 1,5 Mrd. EUR (zu Einzelhandelspreisen) nicht mehr ganz erreicht. Wie schon in der Vergangenheit zeigen sich die Rückgänge vor allem bei den blühenden Zimmerpflanzen, die grünen konnten ihren Markt mit gut 0,4 Mrd. EUR stabil halten. Vor allem im letzten Quartal schwächelten die blühenden Zimmerpflanzen im Vorjahresvergleich. Insgesamt sanken die Pro-Kopf-Ausgaben auf rund 18 EUR, davon knapp 13 EUR für blühende Zimmerpflanzen. Die Orchideen, die 2016 einen herben Dämpfer hinnehmen mussten, konnten den Anteil am schrumpfenden Markt wieder etwas ausbauen. Mit 34 % führen sie die Top 10 mit gewohnter Souveränität an.
Weihnachtssterne auf Platz 2 verloren einen Prozentpunkt und werden weiter von den Topf-Rosen gefolgt, die auch 2016 schon den dritten Platz einnahmen. Kalanchoe und Alpenveilchen tauschten die Plätze wieder einmal, wobei 2017 Kalanchoe die Nase vorn hatten. Das lag allerdings daran, dass die Konkurrenten noch schlechter performten und fast um 2 Prozentpunkte auf 7 % verloren. Amaryllis auf Platz 6 konnten hingegen zwei Plätze gut machen und landeten so vor Hortensien, die den siebten Platz verteidigen konnten. Narzissen, die den Sprung in die Top 10 im Vorjahr aufgrund der ungünstigen Witterung nicht schafften, erreichen 2017 den achten Platz und schieben sich noch vor Anthurien, die ebenfalls einen Platz gut machen konnten. Azaleen verloren fast zwei Prozentpunkte, womit sie mit einem Anteil von 4 % das Schlusslicht bilden.
Beet- & Balkonpflanzen weiter auf dem Vormarsch
Mit einem Plus von weniger als einem Prozent erreichte das Marktvolumen der Beet- & Balkonpflanzen das Ergebnis von 2014 nicht ganz. Rund 1,8 Mrd. EUR wurden für diese Pflanzen 2017 ausgegeben. Der frühlingshafte März sorgte für ein umsatzstarkes 1. Quartal, während der kühle April das 2. Quartal trotz guter Geschäfte im Mai und Juni insgesamt leicht schwächer ausfallen ließ. Durchschnittlich gab jeder Verbraucher in Deutschland knapp 22 EUR für Beet- & Balkonpflanzen aus. Wie in den vergangenen Jahren schwächelten die Umsätze der großen Klassiker, was sich an leicht sinkenden Anteilen an den Top 10 zeigt. Nach wie vor gibt es in diesem Sortiment fortlaufend Innovationen und neue Arten und Sorten, die den Klassikern das Leben anscheinend zunehmend erschweren.
Geranien, die bis 2016 durchgehend auf Platz 1 lagen, konnten den Spitzenplatz 2017 nicht von der Heide zurückerobern. Der Abstand nimmt sogar weiter zu, was sich dadurch erklärt, dass Heide ihren Anteil fast stabil halten konnte, während Geranien um einen Prozentpunkt auf 10 % verloren. Die deutlich geringeren Abstände der Top Kulturen zu ihren Verfolgern sind eine Folge des schnellen Sortimentswechsels innerhalb der Beet- & Balkonsaison. Die Plätze drei bis sieben werden wie im Vorjahr von Stiefmütterchen, Chrysanthemen, Petunien und Beetbegonien gehalten. Hier büßten lediglich Beetbegonien geringe Anteile ein. Bei den anderen Kulturen lässt sich von konstanten Entwicklungen sprechen. Gänseblümchen auf Platz 8 konnten aufgrund der guten Performance 2017 einen Platz gut machen, während die Plätze 9 und 10 von Kulturen belegt werden, die es im Vorjahr nicht in die Top 10 geschafft hatten. Sowohl der Verkauf von Lavendel als auch der von Strauchmargeriten lief 2017 so gut, dass sie Verbenen und Fuchsien aus den Top 10 verdrängen konnten. Im Vorjahr fanden sich diese Kulturen auf den Plätzen 8 und 10.
Britta Tröster, AMI GmbH, Bonn